Marokko 2009

von Christine Jung

Seit Mathias im Jahr 1992 einen Bericht über Vögel im Winter in Marokko in der Limicola gelesen hatte, hegte er den Wunsch, selbst einmal im Winter in dieses Land zu fahren. Als er nun 16 Jahre später den Vorschlag machte, dieses in die Tat umzusetzen, war ich anfänglich wenig begeistert. Vorurteile und eher schlechte Erfahrungen aus Tunesien geisterten durch meinen Kopf. Trotz allem stimmte ich am Ende zu – und um vorneweg zu greifen: Ich habe diesen Entschluss nicht bereut.

Nach einer ausgiebigen Literaturrecherche im Internet und dem Austausch mit anderen Fotografen und Birdern brachen wir kurz nach Weihnachten zu der dreiwöchigen Marokkorundreise auf. Nach nur 4 Stunden Flug landeten wir in Agadir, wo uns eine völlig andere Kultur empfing: Am Flughafen wimmelte es von Menschen in weißen, wallenden Gewändern, die gerade mit einer anderen Maschine angekommen waren. Wir kämpften uns durch die Menschenmenge und die entsprechenden Gepäckberge, holten unser Mietauto ab und machten uns auf den Weg nach Guelmim, einem Ort 200 km südlich von Agadir. Auf dem Weg dorthin bekamen wir trotz des Regens schon einmal einen Eindruck von der landschaftlichen Vielfalt Marokkos. Nach einem Beinaheunfall kamen wir schließlich in dem ausgewählten Hotel in Guelmim an und blieben dort 4 Nächte.

 

Guelmim
Am nächsten Morgen machten wir uns trotz des Regenwetters auf, um die Gegend südlich von Guelmim zu erkunden. Hier sollten laut Limicola -Bericht aufgrund einer hohen Nagerdichte viele Greifvögel vorkommen. Landschaftlich handelt es sich bei dem Gebiet um eine Steinwüste, so dass auch fast alle der Wüstenarten dort anzutreffen sein sollten. Das Gebiet ist riesig, weshalb wir erst einmal eine lange Strecke an der Straße entlang gefahren sind und immer wieder angehalten haben, um mit dem Fernglas die Umgebung zu scannen. Viele der farblich sehr gut an dieses Habitat angepassten Vögel lassen sich nur auf diese Weise entdecken.
Ab und zu gehen Schotterpisten von der Straße ab. Manchen sind wir gefolgt, doch meist hat es sich als fotografisch nicht sehr ergiebig erwiesen. In den meisten Fällen haben wir von der Straße aus dem Auto heraus fotografiert, da die Vögel an der Straße weniger scheu waren. An einem Hang haben wir in einiger Entfernung ein Knackerlerchenpärchen entdeckt und versucht, diese zu Fuß zu fotografieren. Zu unserem Erstaunen waren sie wenig scheu, so dass dies sehr gut geklappt hat.

 

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Knackerlerche in der Umgebung von Guelmim

 

Dieses Gebiet eignet sich wunderbar, um Fahlbürzelsteinschmätzer zu fotografieren, die in unbewohnten Nagerbauten brüten und jetzt im Januar sogar schon mit dem Nestbau beschäftigt waren. Auch Wüstensteinschmätzer und der hübsche Diademrotschwanz kommen hier vor. Obwohl letzterer im Vogelbuch als wenig scheu bezeichnet wird, haben wir eher das Gegenteil erlebt. Es leben auch diverse Lerchenarten in dem Gebiet und mit etwas Glück und Geduld gelingen – wie im Fall der Knackerlerche – gute Aufnahmen. Da es ein recht feuchter Winter war, gab es neben der Straße immer wieder größere Pfützen und an einer hielten sich Flussregenpfeifer und ein Zwergstrandläufer auf. Limikolen in der Wüste! Wüstengimpel hört man meist erst, bevor man sie sieht. Sie fressen Pflanzensamen und da die Pflanzen oft direkt neben der Straße wachsen, ergeben sich hier immer wieder gute Fotogelegenheiten.

 

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Flussregenpfeifer in der Umgebung von Guelmim

 

Um Agadir
Nach diesem ersten Eindruck in der Wüste sind wir zurück Richtung Agadir, um uns hier die Avifauna an den Flüssen (Oued Souss und Oued Massa südlich von Agadir) und die letzten freilebenden Waldrapps bei Tamri nördlich von Agadir anzuschauen. Leider haben sich hier unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt.
Der Oued Souss ist für Autos gesperrt, so dass man hier seine Fotoausrüstung tragen müsste. Aus diesem Grund sind wir nur ein Stück ohne Ausrüstung am Fluss entlang gelaufen. Gesehen haben wir einiges, doch kamen uns die Vögel recht scheu vor. Außerdem macht die Breite des Flusses und die daraus resultierenden großen Entfernungen zu den Motiven ein Fotografieren schwierig.
Am Oued Massa ist es ähnlich: Bei den letzten 3 km bis zur Flussmündung handelt es sich um einen Nationalpark, der für Autos gesperrt ist. 6 km mit großer Ausrüstung abzulaufen war uns dann doch zu viel. Die Straße zum Nationalpark verläuft oberhalb und ein Stück neben dem Fluss und wir wissen nicht, ob man im Nationalpark näher an den Fluss herankommt. Damit wir nicht ganz umsonst vor Ort waren, sind über das Hochplateau nach Sidi Rabat, dem Ort, der in der Nähe der Flussmündung liegt, gefahren. Laut unseren Büchern kann man hier Rennvögel, Flughühner und Triele sehen, nach denen wir jedoch stundenlang ohne Erfolg gesucht haben. Am nächsten Tag haben wir uns deshalb einen Guide genommen (nicht zu verfehlen ;-)), der uns Rennvögel zeigen wollte. Und siehe da: Nach 30-minütiger Suche hatte er einen gefunden. Zum Fotografieren war er jedoch nicht geeignet, da er sich mitten auf einem Feld aufhielt und beim Anpirschen zu Fuß das Weite suchte. Dieser Rennvogel sollte dann auch der einzige des ganzen Urlaubs bleiben. Für Rennvögel war es wohl doch etwas zu früh; im Frühling, wenn sie aus ihrem Winterquartier zurückkehren, sind die Chancen sicherlich besser. Mit den Guides sollte man sich übrigens vorher auf einen Preis einigen; zu uns hatte er gesagt: Gebt, was ihr wollt. Der Betrag, den wir ihm geben wollten, passte ihm nicht, woraufhin die Verhandlungen losgingen. Am Ende haben wir uns einigen können. Zurück zu den Vögeln. Kurz vor Sidi Rabat hat ein Pärchen Steinkäuze einige Steinhaufen zu seinem Revier erklärt und dort ließen sie sich wunderbar fotografieren. Im Ort Massa selbst gibt es die typischen Stadtvögel wie Einfarbstar, Hausammer, Elster (marokkanische Unterart), Diademrotschwanz, Graubülbül etc. Allerdings ist das Fotografieren recht schwierig, da die Vögel oft in den Gärten sitzen. Befinden sie sich neben der Straße dauert es nicht lange, bis ein paar Einwohner vorbei kommen und sich anschauen, was die Touristen da wieder komisches machen. Die „Im-Ort-Fotografie“ haben wir somit etwas entnervt aufgegeben. Was man jedoch mit etwas Geduld gut fotografieren kann, sind die Atlashörnchen, die immer wieder auf den niedrigen Steinmauern sitzen.

 

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Hausammer in Massa

 

Nachdem diese 2 Orte keine große fotografische Ausbeute brachte, hofften wir auf die Waldrapps bei Tamri – und wir wurden nicht enttäuscht. Ab Cap Rhir, ein paar Häuser plus Leuchtturm, sollte man nach den Waldrapps Ausschau halten, die rechts und links der Straße auf Nahrungssuche sein können. Wir haben sie vom Straßenrand aus fotografiert und teilweise kamen sie so nah, dass das 100-400er zum Einsatz kam. Wenn man bedenkt, dass Waldrapps zu den gefährdetsten Arten der Welt gehört, war es schon ein toller Anblick, Trupps mit bis zu 50 Individuen zu sehen.

 

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Waldrapp bei Tamri

 

Oukaimeden
Nach einer Woche an der Küste Marokkos ging es anschließend ins Landesinnere. Marokkos einziger Wintersportort, Oukaimeden, war das nächste Ziel, welches wir nach einem Kulturtag in Marrakesh aufsuchen wollten. Marrakesh ist zum Autofahren übrigens nicht sonderlich empfehlenswert: Die Straßen sind schlecht beschildert, und wir haben uns regelmäßig verfahren. Den Weg nach Oukaimeden haben wir jedoch gut gefunden und haben unterwegs sogar einen Atlasgrünspecht an einem Telefonmast gesehen. Bis auf die Straßen war in dem Wintersportort alles verschneit und aus der Literatur wussten wir, dass Ohrenlerchen gerne an den Schneekanten nach Nahrung suchen. Und die Literatur hatte recht. Einige Ohrenlerchen pickten in aller Seelenruhe nur wenige Meter neben unserem Auto im Schnee. Allerdings war der dreckige Schnee kein besonders schöner Hintergrund. Schnell hatten wir die Aufmerksamkeit der Skiverleiher auf uns gezogen, die nicht glauben konnten, dass wir nicht zum Skifahren da sind. Interessiert schauten sie unserem Treiben zu. Als uns das zu bunt wurde, sind wir ein Stück weiter gefahren, um Alpendohlen und –krähen zu fotografieren. Bei diesen Vögeln stellt die Belichtung eine große Herausforderung dar: Schwarze Vögel im weißen Schnee. Leider waren die Rabenvögel vom Licht her oft auf der falschen Seite und so hofften wir auf den Abend. Dummerweise machte uns hier das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Am Nachmittag zog es sich total zu. Wir nutzten die schlechte Witterung, um zu Fuß nach Alpenbraunellen zu suchen; gefunden haben wir sie jedoch nicht. In der Hoffnung auf besseres Wetter am nächsten Morgen begaben wir uns ins warme Hotelzimmer. Am nächsten Morgen sah es wettertechnisch vielversprechend aus; es hatte allerdings in der Nacht geschneit. Als wir aus dem Hotel raus kamen, sahen wir, dass die Straße noch nicht richtig geräumt war und es somit keine Schneekante für die Ohrenlerchen gab. Also schnell zu den Alpenkrähen, doch da zog es sich auch schon wieder zu. An diesem Morgen haben wir in Oukaimeden nichts mehr fotografiert.

 

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Ohrenlerche in Oukaimeden

 

Boumalne de Dades
Weiter ging es zu unserem nächsten Ziel, Boumalne de Dades, dem besten Ausgangspunkt für den „berühmten“ Tagdilt Track. Unterwegs legten wir einen kurzen Einkaufsstop in Ouarzazate ein und stellten dabei fest, dass ein Reifen so gut wie platt war. Zufälligerweise gab es hier eine Niederlassung der Autovermietung und ein Mitarbeiter fuhr mit uns in die nächste Werkstatt, wo der Reifen repariert wurde. Durch diese Verzögerung kamen wir im Dunkeln in Boumalne an und waren gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten würde.
Der Tagdilt Track ist eine Schotterpiste, die durch die dortige Steinwüste in den Ort Tagdilt führt. Von „dem“ Track kann man eigentlich nicht wirklich sprechen, da es eine Unmenge an Gabelungen gibt und man sich am besten selbst den vielversprechendsten aussucht. Die Avifauna entspricht in etwa der von Guelmim, doch besteht hier die Möglichkeit, dass Rotflügelgimpel in kalten Wintern aus den Bergen in die Ebene kommen. Dieses Glück hatten wir. Ansonsten kann es hier am Anfang etwas frustrierend sein (unser Vogelbuch hatte uns vorgewarnt). Wir sind am ersten Vormittag kreuz und quer durch die Wüste gefahren und haben etwa alle 30 min einen Vogel gesehen, der dann auch noch hunderte von Metern weggeflogen ist. Die Vögel hier sind extrem gut an ihren Lebensraum angepasst und es dauert eine Weile, bis man sich „eingeschaut“ hat. Wir haben es nach dieser Erfahrung vorgezogen, an der Straße zu fotografieren, da die Vögel hier viel weniger Scheu vor uns zeigten. Außerdem haben sie – vor allem morgens – direkt neben der Straße nach Futter gesucht. Speziell Saharaohrenlerchen haben wir gut fotografieren können.

 

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Saharaohrenlerche bei Boumalne de Dades

 

Erfoud / Merzouga
Nach 5 Tagen ging es weiter nach Osten; die Sandwüste bei Erfoud stand auf dem Programm. Von dort aus oder über Rissani kann man in die Wüste fahren. Ab Erfoud sind die ersten Kilometer asphaltiert, dann geht es über in Sandpisten. Verfahren kann man sich eigentlich nicht, doch ein GPS schadet nicht. So kann man auch den „Guides“ klarmachen, dass man weiß, wo man hin will. Des Weiteren sollte man ihnen nicht glauben, wenn sie sagen, dass man mit dem Auto nicht diese oder jene Strecke fahren kann. Wir sind mit dem Dacia Logan überall durchgekommen. Die Wüste hier ist zuerst eine Mischung aus Sand- und Steinwüste bis man Erg Chebbi erreicht, das einzige Sanddünensystem Marokkos, dessen Dünen eine Höhe von 150 m erreichen können. Die meisten Vögel haben wir in den Arealen mit etwas Bewuchs gefunden. Arten, von denen wir Fotos machen wollten waren Wüstensperlinge, Sandlerchen, Wüstenläuferlerchen und Atlasgrasmücken. Allerdings zeigte sich auch in diesem Fall, dass sich die in der Literatur dargestellten Szenarien nicht immer wiederholen lassen. Da wurde einem von Wüstensperlingen und Sandlerchen berichtet, die an den Kamelhaufen nach Nahrung suchen und teilweise nur eine Armlänge vom Beobachter entfernt sind. Die Realität sah so aus, dass wir ein Wüstensperlingspärchen ganz oben in einer Palme gesehen haben, die Sandlerchen waren scheuer als gedacht und an den Kamelhaufen war außer ein paar Hausspatzen gar nichts. Wüstenläuferlerchen dagegen waren sehr kooperativ und es war toll, ihnen bei ihrem Balzverhalten zuzuschauen. Hierbei singen sie erst kurz von einem Busch aus, fliegen von dort aus ein gutes Stück nach oben, um anschließen im Sturzflug nach unten zu sausen. Dabei wird das schwarz-weiße Flügelmuster des ansonsten eintönig braunen Vogels sichtbar.

 

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Wüstenläuferlerche in der Umgebung von Erfoud

 

Saharasteinschmätzer kann man vor allem in der Nähe von Gebäuden finden; es kam uns fast so vor als hätte jedes Hotel sein eigenes Saharasteinschmätzerpärchen. Hat man die Lieblingssitzwarte des Vogels ausfindig gemacht, können sehr gute Fotos gelingen. Bei der „Verfolgung“ eines Saharasteinschmätzers bemerkten wir, dass er auch von einem anderen Vogel verfolgt wurde. Der Verfolger wurde als Wüstengrasmücke identifiziert und zu Fuß versuchten wir, uns an diese anzuschleichen. Nach einigen missglückten Versuchen blieb sie auch mal länger sitzen und wir stellten bald fest, dass das eine ihrer Singwarten war. Während wir nun diese Grasmücke ausgiebig fotografierten, bemerkten wir ein paar Büsche weiter eine weitere Grasmücke. Sie setzte sich nur kurz etwas freier hin, doch es war lange genug, um ein paar Fotos zu machen. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine Atlasgrasmücke handelte.
Ein Mitarbeiter des Hotels erzählte uns, dass es dieses Jahr ziemlich viel geregnet hat. Deshalb waren die nur temporär auftretenden Seen bei Merzouga und am Cafe Yasmina gut gefüllt. Das war schon ein lustiger Anblick: Flamingos im See und im Hintergrund Sanddünen. Zum Fotografieren war es jedoch nicht geeignet, da die Seen einfach zu groß und die Vögel somit zu weit entfernt waren.

 

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Ein Pärchen Saharasteinschmätzer in der Umgebung von Erfoud

 

Zurück in Guelmim
Nach 5 Tagen in der Wüste beschlossen wir, noch einmal zu unserem Ausgangsort zurückzukehren. Wir machten uns leider erst mittags auf den Weg, da wir nicht gedacht hatten, dass wir für die knapp 900 km fast 11 h brauchen würden. Auf dem Weg in die Wüste sind wir „obenrum“ über Boumalne gefahren; zurück zur Küste ging es „untenrum“ über Agdz. Vor allem der Anfang der Strecke war landschaftlich beeindruckend, da es aussah wie eine afrikanische Steppe (bloß ohne Großsäuger). Leider war die Strecke insgesamt nicht so gut ausgebaut wie auf dem Hinweg, so dass es über weite Strecken nur eine breite Spur war und das Fahren – besonders in der Dunkelheit – überaus anstrengend war. Völlig ausgehungert und müde sind wir schließlich in Guelmim angekommen. Die Mitarbeiter des Hotels haben sich sehr über das Wiedersehen gefreut und uns sogar ein besseres Zimmer als beim ersten Mal gegeben. Das Wetter entsprach auch dem ersten Aufenthalt: Regen bei der Ankunft und auch am nächsten Vormittag. Anschließend wurde es wieder besser.
Die letzten Tage der Reise haben wir uns auf Wüstensteinschmätzer und Diademrotschwanz konzentriert, die aber nicht so kooperativ waren wie wir das gerne gehabt hätten. Dafür haben wir den männlichen Fahlbürzelsteinschmätzer sehr gut vor die Linse bekommen, und die Wüstengimpel sind uns fast ins Auto gelaufen.

 

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Wüstengimpel in der Umgebung von Guelmim

 

Damit wir nicht unter Zeitdruck die ganze Strecke nach Agadir zum Flughafen zurücklegen mussten (unser Flug ging um die Mittagszeit), haben wir die letzte Nacht ein Stück weiter nördlich in Tiznit verbracht. Zuvor haben wir noch mal einen Abstecher nach Sidi Rabat unternommen, wobei uns die besten Steinkauzbilder des Urlaubs gelangen. Wir hatten überlegt, auch noch morgens vor dem Aufbruch zum Flughafen in Massa zu fotografieren. Nachdem es sich abends jedoch zugezogen hatte, beschlossen wir, am letzten Morgen auszuschlafen. Dies war die richtige Entscheidung, denn am nächsten Morgen schüttete es in Strömen. Nach einem guten Frühstück ging es gemütlich Richtung Flughafen und als ob sich Marokko noch einmal in bestem Licht zeigen wollte, klarte es wieder auf.

 

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Steinkauz bei Sidi Rabat

 

Fazit
Im Vergleich zu Florida oder auch Lesbos stellt das Fotografieren in Marokko – zumindest im Januar – eine Herausforderung dar. Doch mit etwas Glück und Geduld gelingen auch hier viele gute Bilder. Wer also gerne etwas abseits der Mainstream-Fotoplätze fotografiert und keine Scheu vor Einblicken in eine uns fremde Kultur hat, der wird in Marokko voll auf seine Kosten kommen. Es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir in Marokko waren.

 

Allgemeines, Tipps und Infos
Wetter / beste Reisezeit
Das Wetter war bei uns überwiegend gut, doch es gab immer wieder Tage mit Regenschauern oder Bewölkung. Generell ist das Wetter im Winter recht unbeständig; wer eine Gut-Wetter-Garantie möchte, sollte seine Reise besser in den Frühling legen. Vor allem im Winter gehört lange Unterwäsche ins Gepäck, da es aufgrund der Höhe mancher Orte empfindlich kalt werden kann – und dies bis in den Frühling hinein. Den Sommer sollte man meiden, da es in der Regel sehr heiß ist und die Aktivitätsperiode der Tiere sich auf die frühen Morgenstunden beschränkt. Für den Herbst gilt das Gleich wie für den Frühling. Für die Vogelfotografie sind die Zugzeiten im Frühling und Herbst am interessantesten. Doch auch der Winter hat viel zu bieten, da Marokko Überwinterungsgebiet vieler Arten ist.

 

Hotels
Wir haben uns unsere Hotels aus dem „Lonely Planet“ und dem Dumont-Reiseführer herausgesucht. Hauptkriterium für uns war, dass Dusche und Toilette mit im Zimmer sind. Der Preis der Zimmer lag zwischen 11 und 18 Euro pro Nacht und bei 27 Euro pro Nacht mit Halbpension. Möchte man eine Heizung im Zimmer haben – was bei den Temperaturen in manchen Orten sehr angenehm gewesen wäre – muss sich etwas teurere Hotels (ab ~45 Euro mit Halbpension) suchen. Die Zimmer waren generell sauber, aber nicht alle haben Handtücher zur Verfügung gestellt. In jedem Hotel sollte man die Zimmer vorher inspizieren; wir hatten einmal ein Zimmer angeschaut, bei dem der Putz von der Decke aufs Klo gefallen war. Hier haben wir uns ein anderes Hotel gesucht. Sind die Preise nicht an der Rezeption festgeschrieben, so kann man versuchen, beim Zimmerpreis noch zu handeln.
Besonders empfehlenswert sind das Al Manader in Boumalne de Dades und die Auberge Les Hommes Bleus in der Wüste.

 

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Steinwüste bei Boumalne de Dades

 

Essen und Trinken
Vorneweg: Wir hatten überhaupt keine Magen-/Darmbeschwerden und haben so ziemlich alles gegessen und getrunken. Zum Zähneputzen haben wir allerdings Wasser aus der Flasche verwendet.
Das Essen in Marokko ist sehr gut, im Vergleich mit den Übernachtungskosten jedoch verhältnismäßig teuer. Zum Frühstück bekommt man Kaffee in unterschiedlichen Zubereitungsarten (wir haben Café au lait bevorzugt), frisch gepressten Orangensaft, diverse Croissantarten, Brot, Marmelade und Honig etc. Sehr beliebt ist auch der Minztee, den die Einheimischen „Berberwhisky“ nennen. Als Hauptmahlzeit gibt es meist eine Tajine in verschiedenen Variationen. Tajine heißt eigentlich der „Topf“ in dem das Essen zubereitet wird und das Ganze brutzelt eine ziemlich lange Zeit darin. Zubereitet wird es mit Lamm oder Hähnchen, mit und ohne Gemüse, aber immer bekommt man das sehr leckere marokkanische Brot dazu. Couscous habe ich einmal gegessen, war aber nicht sonderlich begeistert, was aber hauptsächlich an der Zubereitung in dem Restaurant lag. Auch Pizza haben wir gegessen, die erstaunlicherweise richtig gut war. Als Snack für zwischendurch eignen sich Salate, Omelette und Sandwiches oder – für den etwas größeren Hunger – ein viertel oder ein halbes gegrilltes Hähnchen.Alkohol
Da Marokko ein islamisches Land ist, ist es je nach Region nicht so einfach an Alkohol zu kommen. Hotels und Restaurants brauchen für den Alkoholausschank teure Lizenzen, weshalb nur die wenigsten Alkohol ausschenken. Am einfachsten ist es, sich in Agadir, Marakesh oder einer anderen Großstadt in den großen Supermärkten etwas zu kaufen. Hier gibt es etwas separiert Alkoholabteilungen. Wichtig ist, dass man den Alkohol an den dafür vorgesehenen Kassen bezahlt und nicht an denen, wo jeder bezahlt. Den Andrang in dieser Abteilung fanden wir – dafür dass Alkohol ja eigentlich im Islam verboten ist – ziemlich erstaunlich.

 

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Erg Chebbi

 

Sprache
Alle Marokkaner, mit denen wir zu tun hatten, sprachen französisch. Aus diesem Grund ist es auf jeden Fall von Vorteil, wenn man zumindest 2-3 Sätze und die Zahlen auf französisch kann (z.B. die Frage nach einem Doppelzimmer und wie viel es kostet). Viel mehr konnten wir auch nicht. In den Hotels in Boumalne, Erfoud und in der Wüste konnte zumindest einer im Hotel englisch, was alles ziemlich erleichtert. Außerdem haben wir so bei Gesprächen viel über Land und Leute erfahren. Wir haben sogar 2 Marokkaner getroffen, die deutsch sprechen.
Verkehr
Die Straßen in Marokko sind meist recht gut, allerdings nur einspurig in jede Richtung. Auf manchen Strecken gibt es sogar nur eine etwas breitere Straße und man muss bei Gegenverkehr oder beim Überholen auf den Schotterstreifen neben der Straße ausweichen. Sehr beliebt sind Kreisverkehre, deren Vorfahrtsregeln wir jedoch nicht ganz verstanden haben. Autofahren an sich stellt zumindest in den Städten eine Herausforderung dar, denn solch ein Durcheinander aus Eselskarren, Fußgängern, Mofa- und Radfahrern und anderen Autos ist man aus Deutschland nicht gewohnt. Wird es dunkel, kommt noch erschwerend die nicht eingeschaltete Beleuchtung der Zweiräder hinzu, sodass auf Landstraßen plötzlich aus dem Nichts ein Mofafahrer vor dem Auto auftauchen kann. An die Geschwindigkeitsbegrenzungen (60 km/h in Städten, 100 km/h außerorts) sollte man sich tunlichst halten, da die marokkanische Polizei überall mit Laserpistolen bewaffnet zu finden ist. Wir haben einmal eine Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen und sie haben uns gleich erwischt. Und ein Strafzettel ist nicht so billig.

Marokkaner und die Umwelt
Man merkt an einigen Dingen, dass man sich in einem Mittelmeerland befindet. Zum einen bekommt man in jedem Supermarkt Unmengen an Plastiktüten für seinen Einkauf, die sich anschließend nicht im Müll, sondern in der Landschaft wiederfinden. Mehr als einmal haben wir im ersten Augenblick eine flatternde Tüte im Baum für einen Vogel gehalten.
Zum anderen gibt es auch in Marokko die Tradition des Vogelabschießens. Mehrere Marokkaner haben uns erzählt, dass sie als Kind Vögel mit einer Steinschleuder abgeschossen haben. Die Vögel wurden anschließend gegessen. Wir wurden daraufhin gefragt, ob wir in Deutschland auch Vögel essen. Daran sieht man, dass das Essen von Vögeln eine ganz normale Sache für die marokkanische Bevölkerung ist. Allerdings haben alle gesagt, dass sie heute als Erwachsene keine Vögel mehr abschießen. Insofern kann man Marokko nicht mit manch anderen Mittelmeeranrainern vergleichen.

Links
Ornithologische Trip Reports und mehr von Marokko (go-south.org)
Noch mehr ornithologische Trip Reports (travellingbirder.com)
Den „Birdwatchers‘ Guide to Morocco“ gibt es hier
„Finding Birds in Southern Morocco“ gibt es hier