Moabsperling, Dead Sea Sparrow, Passer moabiticus, Moineau de la mer Morte, Gorrión del Mar Muerto Alpenbraunelle, Alpine Accentor, Prunella collaris Kurzzehenlerche_7D2_049144
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Little 5 Tour (Namibia)

 

Vor Kurzem sind wir von unserem gut 4-wöchigen Aufenthalt im südlichen Afrika zurückgekehrt (ein ausführlicher Reisebericht wird folgen). Während unserer Reise, die uns vor allem in den Kgalagadi Transfrontier Park und den Etosha Nationalpark führte, standen auch Besuche in der Namib (Sossusvlei/Deadvlei und die Gegend um Swakopmund) an. Von einigen Freunden und Bekannten, die schon in Namibia waren, haben wir die Little 5 Tour von Chris in Swakopmund empfohlen bekommen. Während der gut 5-stündigen Tour erfährt der Teilnehmer einiges über die Ökologie der Namib und bekommt auch einige Bewohner der Wüste zu Gesicht.

Morgens um 8 Uhr wurden wir von Chris bei unserer Unterkunft abgeholt. Nachdem wir noch 2 weitere ältere deutsche Ehepaare in ihrem Hotel aufgesammelt hatten, fuhren wir in den Dorob-Nationalpark, wo wir 2 weitere voll beladene Jeeps trafen. Nach einer kurzen Fahrt durch die Ausläufer der Wüste hielten wir zur „Kennenlernrunde“. Chris ist ein sehr witziger Typ, der auch recht gut Deutsch mit starkem englischen Akzent spricht. Da er sich in kurzer Zeit viele Namen merken muss, haben viele Teilnehmer einen Spitznamen bekommen. So wurde eine deutsche Stundentin, die an einer internationalen Universität studiert, „America“ genannt, ihre Tante war nur „Tante“, aus Christer wurde „Christääär“ usw.

Nachdem das Eis gebrochen war, ging es auf die erste Düne und Chris erklärte uns einiges zum Aufbau der Dünen. So ist z.B. der Sand der dem Wind zugekehrten Dünenseite (Luv-Seite) immer sehr viel fester als der Sand der Lee-Seite. Weil der Sand der Lee-Seite viel lockerer ist, lebt hier u.a. der Skink Typhlacontias brevipes im Sand unter der Oberfläche. Des Weiteren zeigte er uns Bilder der Namib, die aus der Luft aufgenommen worden waren. Hier sah man sehr deutlich gerade oder kreisförmige Spuren, die von Autos und Quads verursacht worden waren. Die Spuren im Sand werden mit der Zeit wieder vom Wind weggeweht. Fahren die Fahrzeuge jedoch durch die Steinwüste, so wird dadurch der Boden aufgebrochen und der Wind weht die feinen Partikel, die die größeren Steine zusammengehalten haben, weg. Durch diese Erosion gehen die Spuren nie wieder weg. Ein großer Teil der namibischen Küste ist seit langer Zeit unter Schutz gestellt; nur ein kleinerer Teil um Walvis Bay und Swakopmund war ungeschützt, womit sich die Outdooraktivitäten natürlich auf diesen Teil konzentrierten. Chris hat sich mit einigen anderen Personen und Organisationen für den Schutz dieses Gebietes eingesetzt und Ende 2010 wurde der Dorob-Nationalpark ins Leben gerufen, womit nun die gesamte Küste Namibias Nationalpark-Gebiet ist. Quad-Fahrten können immer noch gemacht werden, allerdings gibt es nun feste Wege und die Landschaft wird nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen.
Anschließend wurde uns noch ein wenig die Nahrungskette in der Namib erklärt und auch, warum es hier keine Elefanten gibt: „Die Tropfen sind feiner – die Tiere sind kleiner“ (den englischen Akzent bitte dazudenken).

Nach dieser längeren theoretischen Einführung waren natürlich alle auf die ersten Tiere gespannt. Chris entdeckte recht schnell eine kleine Auffälligkeit im Sand, warf sich in diesen und pustete auf die Stelle. Nach Kurzem hatte er eine kleiner Erhöhung freigelegt und erklärte, dass es sich um den Deckel der Wohnröhre von Carapachne aureoflava, auf Englisch auch Dancing White Lady Spider genannt, handelte. Mit großem Einsatz schaufelte er den Sand hinter dem Deckel weg, um an die Spinne selbst zu gelangen. Schließlich hatte er die etwas giftige Spinne freigelegt und setzte sie auf einen ebenen Teil der Düne, denn die Spinne ist in der Lage, den Dünenabhang mit 1m/s herabzurollen. Es folgte eine Einführung in die Bedienung der digitalen Kompakten, was Mathias und mich etwas amüsierte, und schließlich drängten sich die rund 20 Teilnehmer um die Spinne, um ein paar Aufnahmen zu machen. Nachdem alle ihre Bilder im Kasten hatten, ging es schon zur nächsten Entdeckung (während Chris erzählt, suchen seine 2 Guides nach den Wüstenbewohnern). Es handelte sich um ein trächtiges Weibchen des Wüstenchamäleons Chamaeleo namaquensis. Dieses war noch sehr kalt und wollte erst nicht so richtig den „Chamäleon-Walk“ machen, aber zum Schluss tat es uns doch noch den Gefallen. Den mitgebrachten Mehlwurm verschmähte es allerdings. Wir fanden im Verlauf der Tour noch weitere Chamäleons. Eines davon zielte einmal daneben und hatte anschließend Sand an der Zunge, weshalb der Mehlwurm nicht mehr kleben bleiben wollte – Glück für den Mehlwurm.
Auf unseren weiteren Fahrt fanden wir auch noch den bereits oben erwähnten Skink. Dieser sieht aus wie eine Blindschleiche mit Blautönung. Da er sich jedoch auf dem Boden gleich wieder in den Sand eingräbt, war es nicht möglich, vernünftige Aufnahmen davon zu machen.

Auf der Fahrt fragte ich Chris, wie es denn zu den unterschiedlichen Farben des Sandes (Weiß, Gelb, Rot und Schwarz) kommt. Er meinte, dass er das beim nächsten Halt erklären wird und so hielten wir kurz darauf an einer kleinen schwarz gefärbten Düne. Die Dünen um Swakopmund sind hauptsächlich gelb – im Gegensatz zu den Dünen um Sossusvlei und Deadvlei, die rot sind. Die gelbe Farbe kommt durch feingemahlenen Quarz zustande, bei dem Weiß handelt es sich um jüngere und dadurch gröbere Quarzpartikel und die roten Anteile kommen durch zermahlene Granate, die hier auch Kaprubine genannt werden, zustande. Was mich am meisten faszinierte, war jedoch das Schwarz. Chris nahm einen großen Magneten und fuhr damit über die Düne. Und siehe da, die schwarzen Partikel blieben am Magneten hängen – es handelt sich um Magnetit (Fe3O4). Weil man mir die Begeisterung wohl anmerkte, wurde u.a. ich ausgewählt und Magnetit wurde auf meinen Arm gestreut. Anschließend kam Chris von unten mit seinem Magneten: Mein kompletter Arm wurde angezogen und das Magnetit stellte sich auf.

Nach diesen Experimenten kam ein Guide und flüsterte Chris zu, dass er etwas gefunden hatte. Wir sollten uns ganz leise einem Busch nähern und dabei hörten wir ein Zischen: In dem Busch hatte sich eine giftige Hornviper verkrochen. Chris zog sie vorsichtig hervor und wir konnten ein paar Bilder machen. Auf dem Weg zurück zum Auto entdeckte jemand noch eine weitere, recht kleine Schlange. Hierbei handelte es sich um die Zwerg-Schnabelnasennatter Dipsina multimaculata. Auch hier wurden ein paar Bilder geschossen, aber die Zeit drängte und der Großteil der Gruppe wartete schon an den Autos. Es ging weiter durch die Wüste zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die umgebenden Dünen und schließlich nach einer abenteuerlichen Fahrt durch den Tiefsand der Dünen wieder in Richtung Swakopmund. Leider hatten wir nicht wie erhofft den Namibgecko Pachydactylus rangei oder die Zwergpuffotter Bitis peringueyi gefunden; Mathias hätte auch gerne einen großen Skorpion gesehen, aber das ist halt Natur. Chris hätte wohl noch ein bisschen Zeit in die Suche investiert, aber wir mussten pünktlich um 13 Uhr wieder zurück sein, da wir am gleichen Tag noch ein gutes Stück weiter fahren mussten.

Im Verlauf unserer Reise trafen wir einige Urlauber, bei denen Swakopmund noch auf dem Programm stand, und allen empfahlen wir die Little 5 Tour. Am letzten Abend haben wir auch noch eine Familie getroffen, die ebenfalls die Tour gemacht hatten und genauso begeistert waren wie wir.