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Sossusfly – Flug über die Namib

In Swakopmund (Namibia) wird eine Vielzahl an verschiedenen Aktivitäten angeboten. So kann man an der Little 5 Tour teilnehmen, zum Whalewatching aufs Meer, mit dem Quad durch die Wüste oder mit dem Ballon fahren, Fallschirmspringen und vieles mehr.

Wir haben uns nach längerer Überlegung für einen Flug über die Namib und gegen eine Ballonfahrt entschieden. Zwar fliegt man in einem Flugzeug viel schneller und das Fotografieren ist somit schwieriger, aber man legt in der Flugzeit eine viel größere Strecke zurück und sieht mehr. Wir haben später auch erzählt bekommen, dass das mit dem Ballonfahren nicht ganz so ist, wie man sich das vorstellt. In den Broschüren sieht man die Ballons über den Sanddünen schweben. Allerdings fährt man in der Realität über die Steinwüste, da die Sanddünen Nationalparkgebiet sind und man dort nicht landen darf. Wenn der Wind nicht mitspielt -> kein Wind weht, kann es sogar passieren, dass man mit dem Ballon aufsteigt, eine Stunde mehr oder weniger auf der gleichen Stelle stehen bleibt und anschließend wieder landet. Zu guter Letzt ist das Ballonfahren ein gutes Stück teurer als das Fliegen (wenn man nicht gerade das Flugzeug zu zweit mietet).

Die Organisation unseres Fluges wurde netterweise von den Besitzern von Meike’s Guesthouse (Meike und Klaus) übernommen, wo wir während unseres Aufenthalts in Swakopmund übernachteten. Wir haben ihnen nur das Datum mitgeteilt und dass wir nachmittags fliegen möchten, den Rest erledigten die beiden. Bei unserer Ankunft in Swakopmund mussten wir Bush Bird, unserer Fluggesellschaft, noch unsere Gewichte mitteilen, da pro Flugzeug nur ein bestimmtes Gewicht zugeladen werden kann. Die Dame von Bush Bird meinte noch, dass sie ein bisschen puzzlen muss, da am nächsten Tag einige schwerere Personen mitfliegen wollten, aber sie ging davon aus, dass das schon klappen wird.

Am nächsten Tag wurden wir gegen 13.30 von einem Bush Bird-Mitarbeiter abgeholt und bei unserer Fahrt durch Swakopmund sammelten wir die weiteren Fluggäste ein. Wir hatten Glück: An diesem Tag wollten insgesamt 10 Leute fliegen, was bedeutete, dass die beiden Flieger ausgebucht waren und wir den günstigsten Tarif zahlen konnten. Zur Info: Es gibt einen Preis für das Flugzeug, der durch die Anzahl der Passagiere (max. 5) geteilt wird.
Während in der Geschäftsstelle die Zahlungsmodalitäten erledigt wurden, erregte ich etwas Aufmerksamkeit, da ich meine Kamera mit dem 100-400mm Objektiv in der Hand hielt – es hatte nicht mehr in die Tasche gepasst . Ein Bush Bird-Mitarbeiter hatte etwas Angst, dass ich damit die Scheibe zerschlage  und dass es für den Flieger zu schwer wäre. Nachdem er es aber in der Hand hatte, war er doch etwas beruhigt – zum Glück wusste er nicht, was Mathias alles in seiner Tasche hatte ;-). Schließlich ging es weiter zum Flughafen, wo die beiden Piloten mit ihren Flugzeugen auf uns warteten. Nachdem unser Pilot meine Kamera gesehen hatte, meinte er, dass wir uns in die mittlere Reihe setzen sollen, da ich so nach vorne und hinten fotografieren könnte.

So um 14.15 rollten wir auf die Startbahn und kurz nach Einholung der Starterlaubnis hoben wir ab in den wolkenlosen namibischen Himmel. Wir flogen einige Zeit über die Steinwüste und erreichten schließlich den Kuiseb, dessen Lauf wir einige Zeit folgten. Der Kuiseb ist die längste Zeit des Jahres trocken und fließt nur 3-4 mal jährlich für wenige Tage. Beim Kuiseb Canyon bogen wir dann nach Süden in den sandigen Teil der Namib ab. Die Dünen änderten sich ständig und man konnte mit dem Fotografieren gar nicht mehr aufhören, wenn …, ja wenn da nicht dieses flaue Gefühl in der Magengegend gewesen wäre, das durch das Schauen durch den Sucher noch verstärkt wurde. So habe ich immer mal wieder inngehalten, um meinen Magen zur Ruhe kommen zu lassen.

Schließlich kamen wir in das Gebiet von Sossuvlei und Deadvlei. Erst aus der Luft erkannten wir, wie groß das Deadvlei eigentlich ist. Als wir darin standen, waren uns die Ausmaße irgendwie gar nicht so bewusst geworden. Und noch eine Überraschung erwartete uns: Aus der Luft sahen wir, dass Wasser im Sossusvlei stand, was nur passiert, wenn es viel geregnet hat und der Tsauchab bis zum Sossuvlei fließt (zuletzt 1997/2006/2011). Als wir dort waren, sind wir gar nicht beim Sossusvlei ausgestiegen, weil uns erzählt wurde, dass das Deadvlei viel schöner ist und wir morgens gleich dorthin gehen sollen. Das hatten wir auch gemacht und als wir zum Auto zurückkamen, waren wir so kaputt, dass wir gedacht hatten, wir „sparen“ uns Sossusvlei, weil es ja nicht so toll sein soll. Naja, das nächste Mal wissen wir es besser.

Hier war nun auch der Umkehrpunkt und es ging in nördlicher Richtungauf die Küste zu. Wir kamen an den Camps aus den Zeiten des Diamantenfiebers vorbei und an den beiden Schiffswracks „Eduard Bohlen“ und „Shaunee“. Die „Eduard Bohlen“ war ein Versorgungsschiff der Diamantencamps und strandete 1909, während die „Shaunee“ erst 1976 strandete. Über Sandwich Harbour ging es weiter Richtung Swakopmund, wobei wir an den Salzpfannen von Walvis Bay vorbeiflogen. Die Rotfärbung der Salzbecken entsteht durch halophile Bakterien. Ihre Pigmente sind so hoch konzentriert, dass sie quasi durch die gesamte Nahrungskette wandern und im Endeffekt auch für die Rotfärbung der Flamingos verantwortlich sind. Normalerweise sind die Flamingos zu dieser Jahreszeit noch nicht dort, aber wir hatten Glück: Dieses Jahr waren sie etwas früher zurückgekehrt und so konnten wir die Flamingos aus der Luft bewundern.

Nachdem wir an Walvis Bay vorbeigeflogen waren und Swakopmund von der Meerseite her sehen konnten, ging es wieder zurück zum Flughafen und wir waren doch etwas froh, als wir nach gut 2 h und rund 600 km wieder festen Boden unter den Füßen hatten, denn auch Mathias war gegen Ende des Fluges etwas schummerig geworden. Er erzählte später, dass die ältere Dame hinter uns irgendwann die berühmte weiße Tüte in der Hand hielt, aber es ist alles gut gegangen. Ich hatte auch angenommen, dass es viel wackeliger werden würde als es im Endeffekt war.

Falls irgendjemand mal nach Swakopmund kommen sollte, kann ich diesen Flug nur empfehlen. Laut Aussage von Meike ist das auch der schönste aller angebotenen Flüge, da sich die Landschaft ständig ändert und es einem nicht langweilig wird.

 

Little 5 Tour (Namibia)

 

Vor Kurzem sind wir von unserem gut 4-wöchigen Aufenthalt im südlichen Afrika zurückgekehrt (ein ausführlicher Reisebericht wird folgen). Während unserer Reise, die uns vor allem in den Kgalagadi Transfrontier Park und den Etosha Nationalpark führte, standen auch Besuche in der Namib (Sossusvlei/Deadvlei und die Gegend um Swakopmund) an. Von einigen Freunden und Bekannten, die schon in Namibia waren, haben wir die Little 5 Tour von Chris in Swakopmund empfohlen bekommen. Während der gut 5-stündigen Tour erfährt der Teilnehmer einiges über die Ökologie der Namib und bekommt auch einige Bewohner der Wüste zu Gesicht.

Morgens um 8 Uhr wurden wir von Chris bei unserer Unterkunft abgeholt. Nachdem wir noch 2 weitere ältere deutsche Ehepaare in ihrem Hotel aufgesammelt hatten, fuhren wir in den Dorob-Nationalpark, wo wir 2 weitere voll beladene Jeeps trafen. Nach einer kurzen Fahrt durch die Ausläufer der Wüste hielten wir zur „Kennenlernrunde“. Chris ist ein sehr witziger Typ, der auch recht gut Deutsch mit starkem englischen Akzent spricht. Da er sich in kurzer Zeit viele Namen merken muss, haben viele Teilnehmer einen Spitznamen bekommen. So wurde eine deutsche Stundentin, die an einer internationalen Universität studiert, „America“ genannt, ihre Tante war nur „Tante“, aus Christer wurde „Christääär“ usw.

Nachdem das Eis gebrochen war, ging es auf die erste Düne und Chris erklärte uns einiges zum Aufbau der Dünen. So ist z.B. der Sand der dem Wind zugekehrten Dünenseite (Luv-Seite) immer sehr viel fester als der Sand der Lee-Seite. Weil der Sand der Lee-Seite viel lockerer ist, lebt hier u.a. der Skink Typhlacontias brevipes im Sand unter der Oberfläche. Des Weiteren zeigte er uns Bilder der Namib, die aus der Luft aufgenommen worden waren. Hier sah man sehr deutlich gerade oder kreisförmige Spuren, die von Autos und Quads verursacht worden waren. Die Spuren im Sand werden mit der Zeit wieder vom Wind weggeweht. Fahren die Fahrzeuge jedoch durch die Steinwüste, so wird dadurch der Boden aufgebrochen und der Wind weht die feinen Partikel, die die größeren Steine zusammengehalten haben, weg. Durch diese Erosion gehen die Spuren nie wieder weg. Ein großer Teil der namibischen Küste ist seit langer Zeit unter Schutz gestellt; nur ein kleinerer Teil um Walvis Bay und Swakopmund war ungeschützt, womit sich die Outdooraktivitäten natürlich auf diesen Teil konzentrierten. Chris hat sich mit einigen anderen Personen und Organisationen für den Schutz dieses Gebietes eingesetzt und Ende 2010 wurde der Dorob-Nationalpark ins Leben gerufen, womit nun die gesamte Küste Namibias Nationalpark-Gebiet ist. Quad-Fahrten können immer noch gemacht werden, allerdings gibt es nun feste Wege und die Landschaft wird nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen.
Anschließend wurde uns noch ein wenig die Nahrungskette in der Namib erklärt und auch, warum es hier keine Elefanten gibt: „Die Tropfen sind feiner – die Tiere sind kleiner“ (den englischen Akzent bitte dazudenken).

Nach dieser längeren theoretischen Einführung waren natürlich alle auf die ersten Tiere gespannt. Chris entdeckte recht schnell eine kleine Auffälligkeit im Sand, warf sich in diesen und pustete auf die Stelle. Nach Kurzem hatte er eine kleiner Erhöhung freigelegt und erklärte, dass es sich um den Deckel der Wohnröhre von Carapachne aureoflava, auf Englisch auch Dancing White Lady Spider genannt, handelte. Mit großem Einsatz schaufelte er den Sand hinter dem Deckel weg, um an die Spinne selbst zu gelangen. Schließlich hatte er die etwas giftige Spinne freigelegt und setzte sie auf einen ebenen Teil der Düne, denn die Spinne ist in der Lage, den Dünenabhang mit 1m/s herabzurollen. Es folgte eine Einführung in die Bedienung der digitalen Kompakten, was Mathias und mich etwas amüsierte, und schließlich drängten sich die rund 20 Teilnehmer um die Spinne, um ein paar Aufnahmen zu machen. Nachdem alle ihre Bilder im Kasten hatten, ging es schon zur nächsten Entdeckung (während Chris erzählt, suchen seine 2 Guides nach den Wüstenbewohnern). Es handelte sich um ein trächtiges Weibchen des Wüstenchamäleons Chamaeleo namaquensis. Dieses war noch sehr kalt und wollte erst nicht so richtig den „Chamäleon-Walk“ machen, aber zum Schluss tat es uns doch noch den Gefallen. Den mitgebrachten Mehlwurm verschmähte es allerdings. Wir fanden im Verlauf der Tour noch weitere Chamäleons. Eines davon zielte einmal daneben und hatte anschließend Sand an der Zunge, weshalb der Mehlwurm nicht mehr kleben bleiben wollte – Glück für den Mehlwurm.
Auf unseren weiteren Fahrt fanden wir auch noch den bereits oben erwähnten Skink. Dieser sieht aus wie eine Blindschleiche mit Blautönung. Da er sich jedoch auf dem Boden gleich wieder in den Sand eingräbt, war es nicht möglich, vernünftige Aufnahmen davon zu machen.

Auf der Fahrt fragte ich Chris, wie es denn zu den unterschiedlichen Farben des Sandes (Weiß, Gelb, Rot und Schwarz) kommt. Er meinte, dass er das beim nächsten Halt erklären wird und so hielten wir kurz darauf an einer kleinen schwarz gefärbten Düne. Die Dünen um Swakopmund sind hauptsächlich gelb – im Gegensatz zu den Dünen um Sossusvlei und Deadvlei, die rot sind. Die gelbe Farbe kommt durch feingemahlenen Quarz zustande, bei dem Weiß handelt es sich um jüngere und dadurch gröbere Quarzpartikel und die roten Anteile kommen durch zermahlene Granate, die hier auch Kaprubine genannt werden, zustande. Was mich am meisten faszinierte, war jedoch das Schwarz. Chris nahm einen großen Magneten und fuhr damit über die Düne. Und siehe da, die schwarzen Partikel blieben am Magneten hängen – es handelt sich um Magnetit (Fe3O4). Weil man mir die Begeisterung wohl anmerkte, wurde u.a. ich ausgewählt und Magnetit wurde auf meinen Arm gestreut. Anschließend kam Chris von unten mit seinem Magneten: Mein kompletter Arm wurde angezogen und das Magnetit stellte sich auf.

Nach diesen Experimenten kam ein Guide und flüsterte Chris zu, dass er etwas gefunden hatte. Wir sollten uns ganz leise einem Busch nähern und dabei hörten wir ein Zischen: In dem Busch hatte sich eine giftige Hornviper verkrochen. Chris zog sie vorsichtig hervor und wir konnten ein paar Bilder machen. Auf dem Weg zurück zum Auto entdeckte jemand noch eine weitere, recht kleine Schlange. Hierbei handelte es sich um die Zwerg-Schnabelnasennatter Dipsina multimaculata. Auch hier wurden ein paar Bilder geschossen, aber die Zeit drängte und der Großteil der Gruppe wartete schon an den Autos. Es ging weiter durch die Wüste zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die umgebenden Dünen und schließlich nach einer abenteuerlichen Fahrt durch den Tiefsand der Dünen wieder in Richtung Swakopmund. Leider hatten wir nicht wie erhofft den Namibgecko Pachydactylus rangei oder die Zwergpuffotter Bitis peringueyi gefunden; Mathias hätte auch gerne einen großen Skorpion gesehen, aber das ist halt Natur. Chris hätte wohl noch ein bisschen Zeit in die Suche investiert, aber wir mussten pünktlich um 13 Uhr wieder zurück sein, da wir am gleichen Tag noch ein gutes Stück weiter fahren mussten.

Im Verlauf unserer Reise trafen wir einige Urlauber, bei denen Swakopmund noch auf dem Programm stand, und allen empfahlen wir die Little 5 Tour. Am letzten Abend haben wir auch noch eine Familie getroffen, die ebenfalls die Tour gemacht hatten und genauso begeistert waren wie wir.